...Aus Heinrich von Kleists (1777-1811) hintersinniger Komödie vom Zerbrochenen Krug hat der sächsische Komponist Fritz Geißler (1921-84) eine Kammeroper gemacht. Sie ist 1971 in Leipzig uraufgeführt worden, blieb dort zehn Jahre im Repertoire und ist auch sonst an vielen Bühnen gespielt worden. Die Vertonung von Kleists Lustspielparabel über die Schwierigkeiten der Wahrheitsfindung in preußischen Amtsstuben und über die menschlichen Schwächen dauert 70 Minuten, braucht ein kleines Orchester und Sänger für sechs Haupt- und vier Nebenrollen. In der dem Theater Eisenach ab jetzt zur Verfügung stehenden Spielstätte Alte Mälzerei wirkt dieses kurzweilig amüsante Spektakel wie ein Lokaltermin vor Ort.
In die Dachbodenatmosphäre hat Bühnenbildner Hendrik Kürsten einen großen Sandkasten gebaut. Ein Lehnsessel für den Richter, ein bisschen Büromüll und ein gefüllter Kühlschrank reichen. Die mittlerweile auch als Opernregisseurin arrivierte Tanztheaterfrau Arila Siegert hat jeden Zentimeter des knapp bemessenen Raumes ausgenutzt: mit dosierter dramatischer Geste oder Pantomimenspiel, mit dem die Darsteller Atmosphäre schaffen, wenn Frau Marthe oder der ertappte Knabe ihre Geschichte vortragen...
Alles ist präzise gezeichnet und fügt sich unter der von Wolfgang Wappler kundig entfachten kammermusikalischen Schützenhilfe zu einem unterhaltenden und empfehlenswerten Lokaltermin.
... Regisseurin Arila Siegert sieht alle beteiligten Personen als moralisch Gebrochene und nimmt jeden aus jeder Vorverurteilung aus. Als Spielfläche wählte sie einen Sandkasten, darin der Sand, auf dem nichts Bestand hat, alles verweht und verwischt wird. Auch sonst wird Realismus von Symbolik unterbrochen...
Der Zerbrochene Krug heißt die bekannte Komödie von Heinrich von Kleist. 1971 hat Fritz Geißler den Stoff in einer gleichnamigen Kammeroper verarbeitet, die 1971 in Leipzig uraufgeführt wurde. In Eisenachs Alter Mälzerei, der Nebenspielstätte des Landestheaters, kam das Werk am Sonntag wieder zur Aufführung und offenbarte die bekannten Schwächen sowie seine Stärken... Das Publikum aber feierte stürmisch alle seine Lieblinge.
...Auf eine so intime Spielstätte wie die Alte Mälzerei, die auch künftig für Experimentelles und Kleinformatiges zur Verfügung stehen soll, muss man sich einstellen. Arila Siegert, die sich vor allem in Chemnitz in den letzten Jahren mit heraus ragenden Inszenierungen auch als Opernregisseurin profilieren konnte (und eigentlich an ein Haus mindestens wie Erfurt gehören würde), ist das gelungen. Sie beherrscht das Spiel in und um den Sandkasten, um den Hendrik Kürsten die Zuschauer platziert hat. Und um und in dem sich die Protagonisten tummeln, während dieser Wahrheitsfindung um jenen Krug, für dessen Zertrümmern der Dorfrichter ja bekanntlich selbst verantwortlich ist...
All das ist kurzweilig und turbulent zwar auf den metaphorischen (Bühnen-)Sand gebaut, aber bei Arila Siegert alles andere als in den (Inszenierungs-)Sand gesetztes Musiktheatervergnügen pur.
...Arila Siegert nimmt das als pure Theatermusik und nutzt jeden Zentimeter des knapp bemessenen Raumes der atmosphärischen Alten Mälzerei, einer neuen Spielstätte des Theaters Eisenach für die kleine Form. Die Spielfläche ist ein großer Sandkasten mit Lehnsessel für den Richter, etwas Büromüll und gefülltem Kühlschrank. Durch die lustvoll gekonnte Personenführung erlebt man das dosiert ironische Aufplustern und ebensolche Abstürze. Und sei es auch nur vom Sesselrand in den (vielleicht ja nicht nur preußisch-märkischen) Sand und in das organisierte Chaos der Ensembleszenen...
Das alles ist präzise gezeichnet und fügt sich unter der von Wolfgang Wappler (der schon an der Einstudierung der Uraufführung mitgearbeitet hatte) kundig entfachten kammermusikalischen Schützenhilfe zu einem vor allem unterhaltenden Lokaltermin.